Der Begriff „aggressive Preisstrategie“ wird immer insbesondere als eine mögliche Unterkategorie der Wettbewerbs-/Konkurrenzstrategie immer gerne genannt. In den allermeisten Fällen wird damit natürlich eine Tiefpreisstrategie gemeint, streng genommen ist aber auch eine Hochpreisstrategie eine aggressive Preis-Strategie, und noch nicht mal die schlechteste.
Im Prinzip – aber da stehe ich mit meiner Meinung wahrscheinlich alleine auf weiter Flur – ist die aggressive Preis-Strategie aber nur eine Unterform der Me-too-Strategie (Logisch eigentlich: Gleiches Produkt, anderer Preis… also: Me-too).
Aggressive Preis-Strategie / Tiefpreis
„Discount“-Strategie. Hier ist die Idee einfach: wir kommunizieren dem potenziellen Kunden, dass wir das Produkt xy in gleicher Qualität anbieten, wie andere. Nur billiger. Punkt. Mehr ist dazu nicht zu sagen. Mit dieser Aussage positionieren wir uns als Preisführer und können bzw. müssen in anderen Bereichen des Marketings entsprechend handeln (Stichwort: Harmonisierung des Marketing-Mix). Was sind die Konsequenzen und Möglichkeiten einer Tiefpreis-Strategie?
- Höhere Kommunikationskosten. Der tiefere Preis muss permanent kommuniziert werden um diese Positionierung in den Köpfen zu verankern -> Breitenstrategie, Reichweitenstrategie = teuer.
- Beim stationären Handel besteht die Möglichkeit einer günstigeren Lage, weniger aufwändigen Ladeneinrichtungen etc – das ist aber eher ein optischer als wirtschaftlich nachhaltiger Faktor.
Übrigens: Es gibt natürlich Alternativen zur Preisführerschaft: Die „Schnäppchen-Führerschaft“. Warum so blöd sein, und alle Preise immer tief halten? Es ist doch viel klüger, regelmässig extrem verlockende Schnäppchen anzubieten und damit den Eindruck zu erwecken, das gesamte Sortiment sein billiger. Amazon macht das perfekt, alle anderen Versandhändler auch (na ja, die meisten).
Im Prinzip ist eine aggressive Preis-Strategie nichts anderes, als eine Me-too-Strategie mit Ausrichtung „Preis“
Oder – selten möglich, dann aber sehr erfolgreich – man führt eine „Billig-Linie“ ein wie z.B. M-Budget (und dann gleich auch noch eine teure hinterher wie M Sélection). All diese Möglichkeiten sind Teil einer aggressiven Preisstrategie – und dabei doch nur ein Teil einer Me-too-Strategie. Aber eben: erklären Sie das mal einem Dozenten…
Aggressive Preis-Strategie / Hochpreis
Geht theoretisch auch. Warum auch nicht – wir verkaufen das gleiche Produkt einfach viel teurer. Gut, vielleicht mit einer anderen Verpackung aber vor allem mit einer anderen Story. Dazu bieten wir ein bisschen was drumherum und schon haben wir unsere Marge dramatisch erhöht. Klingt unglaubwürdig? Gar nicht. Das machen die meisten Unternehmen so… und wir sprechen hier nicht von „echten“ Luxusmarken, sondern von einer reinen Preis-Strategie. Also von gleichartigen und gleichwertigen Produkten – wir sind wieder bei Me-too…. (eine Zweitmarkenstrategie als Folge einer aggressiven Hoch- bzw. Tief-Preisstrategie fehlt übrigens bei den meisten Lehrmitteln als mögliche Marketingstrategie. Warum eigentlich?)
- Autoreifen: Michelin (Hochpreis-Marke), Kléber (Tiefpreismarke) -> gleichwertige Produkte (Test)
- Unterhaltungselektronik: Sony und Zweitmarke AIWA (ok, bei uns nicht mehr so im Trend)
- Getränke: Henkel Trocken -> Carstens SC
Und noch viele andere.