Ich behaupte jetzt mal: eine Me-Too-Strategie, wie sie in vielen Lehrbüchern erwähnt wird, gibt es gar nicht. Und zwar mit gutem Grund, aber darauf kommen wir gleich.
In den (meisten) Lehrbüchern werden unter dem Oberbegriff „Wettbewerbs-/Konkurrenzstrategie“ drei Unterstrategien angeführt: Profilierung, Aggressiver Preis, Me-Too… soweit so gut. Wenn man ein bisschen weiter denkt, kommt man allerdings zum Schluss, dass 50% der Me-Too-Strategie zur Profilierung gehört, die anderen 50% zur aggressiven Preisstrategie. Ich erklär auch warum:
Es gibt zwei unterschiedliche Me-Too-Strategien
Wie immer ist es nicht ganz so einfach, es gibt nämlich streng genommen zwei unterschiedliche Me-Too-Strategien
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Me-too-but-cheaper (vergleichbare Leistung, aber billiger)
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Me-too-but-better (vergleichbarer Preis, aber besser)
Dabei handelt es sich IMMER um grundsätzlich ähnliche bis gleiche Produkte und/oder Dienstleistungen. Also zum Beispiel: Krankenkassen, Zahnzusatzversicherungen, Waschmittel, Seife, Bundesordner, Kugelschreiber, Wassergläser, Schreibblöcke, Papierservietten, Toilettenpapier, Yoghurt, Klebeband, Fischkleister, und was weiss ich noch alles. Also alles Produkte, die problemlos durch andere, gleichwertige Produkte ersetzt werden können. Wenn wir uns in irgendeinem dieser Märkte befinden sind wir in den wenigsten Fällen Marktleader, wir müssen uns also der Konkurrenz stellen. Mit gleichen bzw. gleichartigen Produkten – wir haben also, ob wir wollen oder nicht, ein Me-too-Produkt am Hals. Egal wie wir es drehen und wenden, unsere Papierservietten sind und bleiben hundsgewöhnliche Papierservietten, und unsere Zahnzusatzversicherung bleibt eine Zahnzusatzversicherung. So. Und nun? Was machen wir jetzt?
Wir können unsere Zahnzusatzversicherung etwas verbessern – mehr Leistung anbieten. Schön, machen wir das! Ändert sich dadurch die Ausgangssituation einer austauschbaren Dienstleistung? Natürlich nicht, wir bieten immer noch ein Me-too-Produkt an, ungefähr zum gleichen Preis, versichern aber ein paar Zähne mehr mit… eben: Me-too-but-better.
Wollen wir nicht? Gut, dann machen wir es halt anders. Wir machen das, was andere auch tun, machen es aber ein bisschen billiger. Me-too-but-cheaper.
Und wo liegt jetzt der Unterschied zwischen Me-too-but-cheaper und aggressiver Preisstrategie oder Me-too-but-better und Profilierung? Nirgends. Es gibt ihn eigentlich nicht. In einem Markt mit vergleichbaren Produkten haben wir IMMER und ZWANGSLÄUFIG eine Me-too-Strategie. Wir haben nur die Wahl, ob wir eine „but better“ oder „but cheaper“ fahren. Alles andere ist Augenwischerei.
Wenn wir ein Produkt haben, das ersetzbar ist, dann wählen wir zwangsläufig immer eine Me-too-Strategie – nur halt in unterschiedlicher Ausrichtung. Es gibt also nicht drei Wettbewerbs-/Konkurrenzstrategien (Profilierung/Me-too/Aggressiver Preis) sondern nur zwei: entweder Profilierung/aggressiver Preis oder Me-too-but-cheaper und Me-too-but-better. Aber zwei. Nicht drei.
Oder einfacher:
Profilierung = Me-too-but-better
Aggressiver Preis = Me-too-but-cheaper