Der systematische Fehler ist ein wenig einfacher zu beschreiben und zu begreifen als der Zufallsfehler. Allerdings ist es dann doch nicht ganz so einfach, wie es vielfach dargestellt wird. Wäre ja auch zu schön.
Grundsätzlich ist der systematische Fehler (eigentlich ist der Begriff „systematische Abweichung“ besser) die Abweichung einer Messgrösse oder eines Messwertes vom wahren Wert. Die Ursache für diese Abweichung wäre theoretisch feststellbar – aber eben nur theoretisch. Da die Abweichung von Ursachen generiert wird, ist die Abweichung auch immer die gleiche (man nennt dies: einseitig gerichtet) lässt sich aber – weil ja immer die gleichen Ursachen die gleiche Abweichung bewirken – durch wiederholte Messungen unter gleichen Bedingungen nicht erkennen.
Ganz blödes aber alltägliches Beispiel: Sie wollen wissen, wie schnell Sie mit dem Auto fahren. Also schauen Sie auf den Tachometer: 80 km/h. Das nächste Mal schauen Sie wieder auf den Tachometer: Wieder 80 km/h. Sie fahren also beide Male gleich schnell, aber eben nicht 80 km/h. Sie wissen zwar, dass Sie gleich schnell fahren, wissen aber nicht genau wie schnell (das wäre dann der wahre Wert). Sie können so oft auf den Tachometer schauen, wie Sie wollen – wenn das Ding 80 km/h anzeigt, dann wissen Sie nur, dass sie so schnell fahren wie beim letzten Mal, aber nicht wie schnell genau. Sie wissen aber, dass die Abweichung wohl immer die gleiche ist – Sie fahren nicht einmal 85 km/h und das andere Mal 75 km/h. Das ist unter einseitig gerichtet gemeint.
Systematischer Fehler vermeiden
Geht nur, wenn man die Ursache kennt – beim Tachometer ist es einfach. Man weiss, das die Dinger nicht genau sind (gar nicht genau sein dürfen). Das liegt – aber das nur am Rande – am Gesetzgeber, der in einer EU-Richtlinie (75/443/EWG) vorschreibt, dass die Anzeige niemals tiefer sein darf als die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit (na? Klingelts? Genau! Der wahre Wert). Zurück zum Beispiel: Sie wissen also noch mehr, als nur dass Sie nicht 80 km/h fahren – Sie wissen, dass der wahre Wert tiefer liegt. Nur um wieviel, das wissen Sie leider nicht.
Ein paar Beispiele, wo in der Marktforschung systematische Fehler auftauchen können:
- Falsche Zielgruppe (klar, braucht man nicht weiter erklären)
- Falsche Fragestellung (wer blöd fragt, bekommt auch blöde Antworten)
- Fehler in der Auswertung (einfache Rechenfehler bis zu falschen Algorithmen)
- Falscher Ort (Wer am Flughafen nach Urlaubsgewohnheiten fragt…)
- Schlechte Messgeräte (siehe oben)
Um es an einem Beispiel aufzuzeigen: Die Messung einer Linie mit einem herkömmlichen Lineal birgt ins sich mehrere Möglichkeiten von systematischen Abweichungen:
- Instrumentenbezogen:
Das Lineal hat sich verzogen (Sonne) – kennt man die Temperatur und den Längenausdehnungskoeffizienten, so kann man den wahren Wert dennoch berechnen.
Das Lineal ist per se ungenau - Anwendungsbezogen:
Liegt das Lineal nicht exakt parallel zur Messstrecke, so zeigt die Ablesung einen falschen Wert an (hier kann man entweder mit dem Satz des Pythagoras korrigieren oder einfach das Lineal richtig hinlegen) - Umstandsbezogen
Schlechtes Licht, Schattenwurf, rutschige Oberfläche etc.