Oh Gott! Da hat sich aber jemand was Schönes ausgedacht: Jahrelang war “point of sales” ausreichend genau, um den Verkaufs- und gleichzeitig auch den Kaufort zu definieren. Klar: Wo verkauft wird, wird auch gekauft. Wäre alles so schön einfach gewesen, wenn nicht irgend jemand auf die Idee gekommen wäre, man müsse es verkomplizieren – und voilà: es ist kompliziert. Und vor allem vollkommen uneindeutig.
Versuch einer Abgrenzung
In Ermangelung einer klaren und eindeutigen Abgrenzung zwischen den beiden Begriffen, bauen wir uns einen eigenen – könnte ja sein, dass uns mal jemand fragt, da wäre es nicht schlecht, eine kluge Antwort zu haben. Einfach zu sagen „Das ist das Gleiche, nur wollen irgendwelche Klugscheißer sich halt mit neuen Begriffen profilieren“ bringt einen da nicht wirklich weiter. Und – noch wichtiger – wenn wir die Begriffe mal auseinandernehmen, dann wäre zumindest theoretisch schon ein Unterschied zu erkennen – gehen wir es also an.
Im Prinzip ist es aber wirklich nur der gleiche Ort – nur halt aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet: Point of Sales -> aus Sicht des Verkäufers; Point of Purchase -> aus Sicht des Käufers.
Point of Purchase
Auf einer höheren Ebene (Makro-Level) kann der Einkaufsort ein Geschäft, ein Einkaufszentrum oder sogar eine Stadt sein – je nachdem, wie der Markt definiert wird. Der Einkaufsort kann aber auch zunehmend der heimische Computer sein – Amazon und anderen sei Dank. Gehen wir davon aus, dass der POP genau den Punkt definiert, an dem ein Kauf vollzogen wird (Kauf im Sinne von: Nehmen, will ich haben – packe ich in den virtuellen oder physischen Einkaufskorb), so wäre der POP auf einer tieferen Ebene (Mikro-Level) das Gestell, die Fleisch-Theke, der Online-Shop.
In dem Moment, wo ich etwas in den Einkaufswagen packe, habe ich es – zumindest in den Augen des Käufers – gekauft (wenn auch noch nicht bezahlt).
Point of Sale
Aus Sicht des Handels sieht es anders aus: Erst wenn die Ware bezahlt ist, ist sie auch verkauft. Aus dieser Perspektive wäre der POS also die Kasse bzw. bei Online-Shops der Bezahlvorgang per Abbuchung, Lastschriftverfahren, Rechnung oder PayPal. Der POS wäre aus diesem Blickwinkel also der Punkt, an welchem das Geld fließt.
Wiederholung: Das sind akademische und korinthenkackerische Definitionen. Wenn auch nicht ganz unspannend – in 99,99% der Fälle wird es wohl allerdings genügen, wenn man POS und POP als identisch bis auf die Sichtweise bezeichnet.
Anmerkung: Beim Online-Handel ist die oben erwähnte Trennung der beiden Begriffe noch am ehesten nachvollziehbar: Ich kaufe am heimischen Computer einen Artikel in China (z.B. bei rakuten). Der Kaufort ist also der heimische Computer, der Verkaufsort ist irgendwo in China. Es bleibt allerdings eine mehr gewollte als gekonnte Unterscheidung der beiden Begrifflichkeiten.