Was soll man sagen: für und über Führungsstile wurden dutzende, wenn nicht hunderte von Büchern geschreiben – die meisten von Sozialwissenschaftlern (die bekanntesten sind Max Weber (1864 – 1920), Kurt Lewin (1890 – 1947) sowie Robert Blake (1918 – 2004) und Jane Mouton (1930 – 1982), einige von Betriebswirtschaftlern und/oder Unternehmensberatern. Grundsätzlich fühlt sich offenbar jeder dazu befähigt, zu diesem Thema ein Pamphlet zu verfassen. Kein Wunder, denn der Begriff „Führungsstil“ ist ein „weicher“ Begriff aus der Soziologie bzw. Psychologie – jeder kann darunter mehr oder weniger verstehen, was er will. Heißt: was in Lehrbüchern und Schulungsunterlagen steht, ist ein kleiner Teil möglicher Führungsstile und wie so oft basieren die meisten Angaben auf (sehr) alten Theorien. Bringen wir also ein wenig Licht ins Schummerlicht der Führungsmethoden und –stile.
Übrigens: „Management by …“ ist einfach eine modernere Bezeichnung für Führungsstil – man hört das Wort „Führung“ heute nicht mehr so gerne. Man hört lieber „Management“. Heißt aber fast genau das Gleiche – Unterschiede sind unter dem Begriff „Managament by…“ erklärt.
Begriffs-Erklärung
Um die unterschiedlichen Führungsstile zu verstehen bzw. zu begreifen, was sie eigentlich bedeuten und welche Wirkung sie haben, müssen wir uns erst einmal vor Augen halten, was Führung überhaupt ist. Weil wir im Marketing sind, verzichten wir auf militärische Definitionen, sondern versuchen es etwas allgemeiner:
Führung bedeutet, durch eigenes Handeln und durch Anweisungen, fremdes Handeln gezielt zu beeinflussen und in eine gewünschte Richtung zu leiten.
Wir kennen das vom Tanzen… oder auch nicht. Die Definition beinhaltet, so einfach sie klingt, ein paar durchaus relevante Punkte, die nicht außer acht gelassen werden dürfen:
- Sie impliziert, dass „einer“ weiß, wohin es gehen soll – um es mal etwas salopp auszudrücken
- Sie impliziert zudem, dass „die anderen“ genau den selben Weg gehen sollen -> Stichwort „Richtung“
- Sie beinhaltet zudem, dass die Führung eine Steuerungsfunktion hat, nämlich die, andere auf „einen gemeinsamen Weg“ zu bringen.
Wir stellen also fest: „Führung“ ist ein sehr hierarchischer Begriff, er bedeutet nichts anderes, als dass einer sagt, wo’s langgeht – und zwar unabhängig von der Form, wie er das tut. Ob das nun gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst beantworten – grundsätzlich besagt die Attributionstheorie der Psychologie, bzw. der anthropologische Begründungsversuch dazu, dass
- Menschen geführt werden müssen und
- Menschen auch geführt werden wollen
Das ist ein bisschen generell, wie so vieles – es ist zum Beispiel überhaupt nicht einzusehen, warum selbstbestimmte Menschen das Bedürfnis haben, einem von Dritten als höherwertig erklärtem Ziel nachzueifern… aber lassen wir die Psychologie und Soziologie mal außen vor.
Führung vs. Leitung
Nicht verwechseln! Leitung bedeutet, dass jemand per Definition seiner Funktion über gewisse Rechte und Pflichten verfügt. Diese sind unabhängig von der Art und Weise, wie er diese durchsetzt. Die Führung hingegen ist die Handlungsform – eben die Art und Weise, mit der versucht wird, jemanden (oder ein Team, oder eine Land oder eine Firma) in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Führungsstile
Nochmals kurz drei grundsätzliche Punkte
- Den einen, richtigen Führungsstil gibt es nicht
- Reine Führungsstile gibt es so gut wie nirgends
- In einem Unternehmen kann es durchaus verschiedene Führungsstile geben
Die einzelnen Führungsstile sind gesondert beschrieben – hier eine kurze Auflistung von grundsätzlich unterschiedlichen Möglichkeiten (wir halten uns hier an die grundlegende Definition von Kurt Lewin).
Direktive Führungsstile (auch: autoritäre Führungsstile)
Darunter versteht man alle Führungsstile, die auf „klaren Anweisungen“ basieren – nicht die Diskussion oder die gemeinsame Lösungsfindung steht im Mittelpunkt, sondern – vereinfacht gesagt die 3 K’s: Kommando, Kontrolle, Korrigieren (aufpassen: bei moderneren Führungsstilen werden die 3 K’s anders bezeichnet: nämlich Klarheit, Konsequenz, Kontakt).
Direktive Führungsstile sind:
- Autokratischer Führungsstil
- Diktatorischer Führungsstil
- Patriarchalischer Führungsstil
- Destruktiver Führungsstil
- Informativer Führungsstil
Kooperative Führungsstile (auch: demokratischer Führungsstil)
Hier wird’s schon in der Wortwahl schwieriger: kooperativer, demokratischer oder partizipativer Führungsstil bezeichnen im Grunde alle mehr oder weniger das Gleiche – ist halt davon abhängig, welcher Wissenschaftler grade wieder mal eine Forschungsarbeit publiziert.
Bei diesen Führungsstilen steht die Zusammenarbeit im Vordergrund. Kompetenzen sind wichtiger als Hierarchien. Die Mitarbeiter werden in die Entscheidungsfindung mit einbezogen, dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass auch dieser Stil grundsätzlich auf der top-down-Methode basiert.
Laissez-faire Führungsstil
Einer der am meisten missverstandenen Führungsstile. Oftmals wird mit dem Begriff „laissez-faire“ verbunden, dass Mitarbeiter einfach machen können, was sie wollen. Das ist natürlich NICHT richtig. Sie können dies nur in einem bestimmten Maße. Richtig eingesetztes laissez-faire richtet sich nach dem Grundsatz: „Get the right people, get them a job and get out of the way.“