Die Fangfrage ist streng genommen nur eine Sonderform der rhetorischen Frage (wie im übrigen auch die Suggestiv-Frage). Auch die Fangfrage will eigentlich gar keine „echte“ Antwort bewirken, sondern will – mehr oder weniger geistreich gestellt – den Befragten in die Irre führen beziehungsweise ihn dazu verleiten, eine falsche, lustige, dämliche oder peinliche Antwort zu geben. Dazu gibt die Fangfrage Antworten vor oder impliziert sie. Die möglichen Antworten scheinen eigentlich logisch, sind aber falsch – so dass der Befragte sich schon sehr konzentrieren muss um entweder auf die richtige Antwort zu kommen oder eben um festzustellen, dass die Frage eigentlich gar nicht richtig beantwortet werden kann.
Die Wirkung von Fangfragen lässt deutlich nach, wenn zu ihrer Beantwortung viel Zeit zur Verfügung steht oder wenn – wie unten – die Fragen schriftlich gestellt werden. Weil dann eben viel Zeit für die Beantwortung zur Verfügung steht.
Beispiele
Der Frachter „Alte Liebe“ liegt im Rotterdamer Hafen. Der Matrose Hein streicht das Schiff. Seine Strickleiter reicht bis 10 cm über das Wasser, die Sprossen sind je 25 cm voneinander entfernt. Hein steht auf der untersten Sprosse, als die Flut kommt. Der Wasserspiegel steigt um 65 cm. Wie viel Sprossen muss er höher steigen?
Antwort: Keine! Der Frachter steigt ja mit der Flut!
Wenn Du beim Marathon den Zweitplatzierten kurz vor dem Ziel überholst – auf welchem Platz liegst Du dann?
Antwort: Auf dem zweiten!
Welche Vögel legen keine Eier?
Antwort: Die Männchen!
Schlagen Sie Ihre Frau immer noch?
Antwort: Die richtige Antwort (hoffentlich!) wäre: Ich habe meine Frau noch nie geschlagen!. „Ja“ ist nicht sehr geschickt als Antwort, und „Nein“ würde implizieren, dass der Befragte seine Frau nicht MEHR schlägt – auch nicht sehr nett.
In einigen Bereichen (zum Beispiel in Zen-Kreise oder auch in der Hackerszene) hat sich für solche Fragen, die richtigerweise weder mit „ja“ noch mit „nein“ korrekt zu beantworten sind „Mu“ als Antwort durchgesetzt. „Mu“ bedeutet „weder ja, noch nein“ oder „sowohl ja, als auch nein“ und führt dazu, dass der Fragende seine Frage korrigieren muss.