Autoritäre Führungsstile werden oft als „negativ“ empfunden oder zumindest so dargestellt. Sie sind absolut nicht mehr im Trend.
Das ist natürlich Blödsinn. Diese Führungsstile haben durchaus ihre Berechtigung, solange sie nicht in extremer Form auftauchen – aber das gilt sowieso für alles: Was ein -ismus am Schluss hat, ist Kacke. Insbesondere dann, wenn es um kritische Situationen geht, um Krisen, um schnelle und klare Entscheidungen oder wenn wir es mit Mitarbeitern zu tun haben, die gar nichts anderes wollen, als ihren Job erledigen (was im Übrigen nichts Negatives ist – zu viele Häuptlinge und zu wenige Indianer sorgen bloß für Chaos), sind autoritäre Führungsstile klar im Vorteil. Es ist brigens das gute Recht eines jeden Mitarbeiters, zu bestimmen, dass er „nur“ abarbeiten will – dann braucht er allerdings klare Anweisungen, WAS er WIE abarbeiten soll.
Begriffserklärung
Unter direktivem oder autoritärem Führungsstil versteht man einen Stil, der primär auf Anweisungen und Hierarchiestufen basiert – „jemand“, also der Chef, sagt „jemandem“, also dem Untergebenen, was er wie, wo, wann, womit und wie zu tun hat. Fällt Ihnen was auf? Genau! Das „warum“ fehlt – das hat den Untergebenen nicht zu interessieren. Er kriegt eine Direktive (= Anweisung) und hat das gefälligst auszuführen. Und zwar, weil der Chef es besser weiß. Punkt.
Kernpunkt der autoritären oder direktiven Führungsstile ist das Fehlen von Begründungen – Anweisungen werden top-down erteilt und es ist nicht vorgesehen, diese zu begründen oder zu hinterfragen.
Natürlich gibt es unterschiedlich starke Ausprägungen des direktiven Führungsstils. Wie immer ist es selten, dass etwas in Reinkultur vorkommen – jedenfalls nicht in der Wissenschaft. Aber es gibt durchaus Situationen, in denen ein rein direktiver Führungsstil zwingend notwendig ist (dann allerdings ist es ja schon wieder ein situativer Führungsstil…): In Krisensituationen eignen sich klare Anweisungen meistens besser, um gefährliche Situationen zu entschärfen (Im Falle einer Evakuierung ist es deutlich besser, wenn die Beteiligten einfach machen, statt sich erst Mal in Murmelgruppen zusammenzusetzen um zu diskutieren…)
Autoritäre Führungsstile in absteigender Ausprägung
Autokratischer Führungsstil
Ist selten geworden (in Unternehmen sowieso, Überbleibsel dieses Führungsstils finden wir in der Politik – in Nordkorea zum Beispiel und zunehmend auch wieder in den USA). Der Führende hat die uneingeschränkte Macht und Kompetenz für seine Handlungen. Er ist keinem Rechenschaft schuldig – sollte er es durch die Verfassung dennoch sein, wird das geflissentlich ignoriert; er ist nicht dazu verpflichtet, eine gewisse Stringenz in seinen Entscheidungen einzuhalten und er fällt alle Entscheidungen alleine – und zwar unabhängig davon, ob sie sinnvoll sind oder nicht. Vergessen Sie diesen Führungsstil… er bringt langfristig nichts Gutes.
Diktatorischer Führungsstil
Sehr nahe am autokratischen und deshalb werden die beiden Begriffe auch oftmals synonym verwendet. Tatsächlich sind die Unterschiede marginal und damit vernachlässigbar – insbesondere, weil auch dieser Führungsstil in der Praxis meistens untauglich ist. Der Unterschied: im diktatorischen Führungsstil fallen die Entscheidungen und Anweisungen ausschließlich durch die Führungsperson, die Entscheidungsgrundlagen werden ihr aber von verschiedener Stelle zugetragen und haben einen gewissen Einfluss auf die Art der Entscheidung. Theoretisch wäre als eine diktatorische Führung per se nicht schlecht: Eine Gruppe von (klugen) Menschen sammelt Fakten, bereitet sie auf, schlägt Entscheidungen vor – und eine Person verkündet dann, wie es läuft. Das Problem liegt im Diktator selbst – er neigt dazu, ein Autokrat zu werden und dann ist alles wieder kacke!
Patriarchalischer Führungsstil
Eigentlich ein diktatorischer Stil – einfach in nett. Der „Patron“ hat die alleinige Machtfülle, er bezieht seine Akzeptanz aber zudem aus seinem Status und seiner Persönlichkeit, seinem Charisma. Zudem zeichnet sich dieser Führungsstil durch ein gewisses Wohlwollen aus (nennen wir es: Fürsorge oder Güte gegenüber den Angestellten). Der patriarchalische Führungsstil ist streng genommen gar keiner, sondern lediglich eine (positive) Ausprägung des diktatorischen Führungsstils – der „nette“ Diktator sozusagen.
Destruktiver Führungsstil
Er sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt – ist Mist! Kennt man eigentlich auch nicht mehr. Dabei ist „Angst“ das Leitinstrument der Führung und Abhängigkeit das Ziel. Stichworte, damit man sich darunter was vorstellen kann: Sklavenhaltung, schlechte Hundeerziehung, und ganz mies verlaufende Partnerschaften… alles klar? Wollen wir nicht. Brauchen wir nicht.
Informierender Führungsstil
Eigentlich auch sehr direktiv – einfach mit dem Unterschied, dass die Entscheidungen begründet werden. Die Führungsperson entscheidet nach wie vor selbst, versucht aber durch Information und Begründung einen Konsens zu erreichen, damit klar wird, warum und wie die Entscheidung gefallen ist. Das sorgt im Allgemeinen für mehr Akzeptanz und entsprechend weniger internen Widerstand. Dass eine Begründung stattfindet – oder besser: eine Erklärung – bedeutet im Umkehrschluss natürlich nicht, dass diese auch diskutiert oder gar in Frage gestellt wird. Wird sie nämlich nicht.
Beratender Führungsstil
Noch eine kleine Stufe mehr in Richtung „Demokratie“
Auch hier werden die Entscheidungen „alleine“ gefällt – sie werden aber zur Diskussion gestellt. Die Entscheidungen sind sozusagen die Basis für den nächsten Schritt, sie können entsprechend angepasst oder verändert werden. Meistens ändert sich an der Grundausrichtung der ersten Entscheidung dadurch nichts, die „Feinheiten“ werden aber flexibel gehandhabt. Klassisches Beispiel: „Wir wollen 100% mehr Absatz im nächsten Jahr!“ – Resultat: Wir wollen immer noch mehr Absatz, aber nur 70%, weil die Produktion belegen kann, dass 100% gar nicht möglich sind. Klar??