Gott, wie mich dieser Begriff nervt. Noch mehr allerdings die Formulierung „dieser Film ging viral…“ Übrigens: weiß eigentlich jemand, was der Begriff viral bedeutet? Wahrscheinlich ja nicht, er wird einfach mal gerne nachgeplappert – dabei würde man verstehen, warum mich „es geht viral“ so elendiglich nervt, wenn man wüsste, was viral bedeutet.
Viral = durch einen Virus verursacht
Wir sprechen also von irgendwelchen Beiträgen, die sich im Internet so verbreiten, wie es einen Grippe unter Menschen tut – erst langsam, dann immer schneller und meistens irgendwann wieder verebbend. Eine Welle. Ungefähr. Und darum sollte man auch nicht sagen: „geht viral“ sondern „verbreitet sich viral“ wenn es denn unbedingt sein muss. Aber eben: Hauptsache Buzzwords verwenden.
Was ist eigentlich virales Marketing
Ganz einfach, es ist der Versuch (!) ein Clip, ein Produkt, ein Spiel oder irgendwas anderes über das Medium Internet und dessen Kanäle (Mail, Soziale Netzwerke, etc.) an möglichst viele Leute zu verbreiten und zwar indem die Empfänger die Weiterverbreitung selber übernehmen – Schneeballsystem im Prinzip.
Das Wort „Versuch“ macht schon deutlich, dass man das, was man gemeinhin einen Viral-Hit nennt, nicht oder kaum steuern kann – so etwas entwickelt sich quasi von selbst. Zwar gibt es ein paar Hilfsmittel, die man einsetzen kann, aber die sind alle nicht sehr zuverlässig (Katzenbilder, kleine Kinder etc) und vor allem insofern vollkommen sinnlos, wenn es darum geht, einen Produkte-Spot „viral gehen zu lassen“. Aber man kann Glück haben.
Voraussetzungen
Keine. Hilfreich ist eine bestehende soziale Gemeinschaft (Community), aber notwendig ist es nicht – ein YouTube-Konto und ggf. ein Facebook-Account können aber durchaus helfen.
Beispiele:
Firma Blendtec: Hersteller hochwertiger und teurer Mixer in den USA. Die Firma hat 2006 angefangen, kleine Filmchen zu veröffentlichen – alle unter dem Titel „Will it blend it?“. Darin kippt der Firmeninhaber irgendwelche Dinge und mixt sie zu Staub – iPads, Handys, Kugelschreiber, den Amazon Echo (ziemlich aktuelle Folge):
https://www.youtube.com/channel/UCnFP0IU4gpnmcLnVzDLUtfw
Rund 900.000 Abonennten des YouTube-Kanals und nach eigenen Angaben eine Umsatzsteigerung von 700% bei einem Marketingbudget von gerade mal 50 Dollars für den ersten Film.
Der schweizer Outdoor-Ausrüster Mammut lancierte im Jahr 2006 die 85jährige „Mary Woodbridge“ die angeblich mit ihrem Dackel den Mount Everest besteigen wollte – 200 Medien haben darüber berichtet. War natürlich Fake.
https://www.youtube.com/watch?v=CEf9rsuVRUg
Ich selbst hatte „Erfolg“ mit einem Facebook-Post den stellvertretend für mich mein Hund auf seinem Facebook-Account verfasst hat. Es war eine hämische Polemik gegen das Ordnungsamt. Den Post haben insgesamt mehr als 50.000 User auf Facebook gelikt, Focus online und andere Medien haben entsprechend berichtet – mit allem Pipapo wie Interviewanfragen etc.
Wie gesagt: Planen kann man das nicht. Ist dann halt so.