Kausalität ist so ein armer Begriff, der permanent falsch beschrieben und definiert wird. Wenn Ihnen also jemand erklärt, Kausaliät beschreibe die Beziehung zwischen zwei Merkmalen oder Ereignissen, dann könnt ihr getrost mitleidig mit dem Kopf schütteln und der Person auch sonst nichts mehr glauben – sie verwechselt nämlich grade Korrelation mit Kausalität.
Kausaliät nennt man die Beziehung (und auch nicht die Beschreibung einer Beziehung) zwischen Ursache und Wirkung in genau dieser Reihenfolge. Das ist deutlich schwieriger zu belegen, als eine Korrelation. Damit eine Kausalität besteht, muss nämlich eine Wirkung zwingend auf eine Ursache folgen – und zwar NUR auf diese Ursache (zu Mehrfachkausalitäten kommen wir gleich noch).
Ein Wort noch zum Begriff „Ursache“: Eine Ursache kann sowohl ein Grund als auch ein Anlass oder eine Voraussetzug sein. Das ist aber eher eine semantische Korinthenkackerei.
So, um es mal klar und mit einem drastischen Beispiel zu sagen: Jemand fällt durch die Marketingleiterprüfung. Ok, diese Person hat im Vorfeld deutlich zu wenig gelernt, vor allem nur auswendig gelernt… Ist der Prüfungsmisserfolg nun eine Kausalität zur Vorbereitung? Steht der Misserfolg in kausalem Zusammenhang zur Prüfungsvorbereitung?
Vielleicht, kann man berechtigterweise annehmen – bewiesen ist es allerdings noch lange nicht. Die Prüfung könnte auch zu schwierig gewesen sein, die Person könnte an diesem Tag unter Restalkohol gelitten haben oder einfach zu doof für eine Marketingleiterprüfung sein. Alles möglich. Sprich: Es besteht keine belegbare Kausalität zwischen den beiden Ereignissen. Vermutlich aber eine Korrelation.
Kausalität hat zudem eine zeitliche Richtung: Eine Ursache, die ein Ereignis kausal beeinflusst liegt immer in der Vergangenheit dieses Ereignisses – und ein Ereignis, das von einer Ursache kausal beeinflusst wurde, liegt immer in der Zukunft der Ursache. (Das gilt immer – ausser in der Quantenmechanik und in der Relativitätstheorie)
Monokausalität
Hierbei hat eine Wirkung genau eine Ursache. Diese Ursache kann aber verschiedene Wirkungen haben. Klar? Also – Ein Auto fährt gegen einen Baum -> Ursache oder Anlass. Wirkung 1: Die Motorhaube wird eingedellt (Diese Wirkung hängt alleine und ausschliesslich davon ab, dass der Wagen in den Baum gedonnert ist -> Monokausalität). Darüber hinaus kann die selbe Ursache aber noch andere Wirkungen haben: Der Fahrer prallt gegen das Lenkrad (die kausale Kette bewirkt dann seinen Tod), der Baum vibriert durch den Aufprall (kausale Kette: durch das Vibrieren fällt ein Apfel runter)…
Es stand an seines Schlosses Brüstung
der Ritter Fips in voller Rüstung.Da hörte er von unten Krach
und sprach zu sich: „Ich schau mal nach!“
und lehnte sich in voller Rüstung
weit über die erwähnte Brüstung.Hierbei verlor er alsobald
zuerst den Helm und dann den Halt,
wonach – verfolgend stur sein Ziel-
er pausenlos bis unten fiel.Und hier verlor er durch sein Streben
als drittes nun auch noch sein Leben,
an dem er ganz besonders hing!Der Blechschaden war nur gering…
Schlussfolgerung:
Falls fallend Du vom Dach verschwandest,
so brems, bevor Du unten landest.– Heinz Erhardt, Meister der Kausalität
Multikausalität
Hier sind es zwei oder mehrere Ursachen, die ein oder mehrere Ereignisse verursachen. Einfaches Beispiel: Ein Stausee ist bis oben gefüllt, dann fällt ein Stein in den See – Folge: Der See tritt über die Ufer. Das Ereignis wäre nicht eingetreten, wenn nicht beide Ursachen gegeben gewesen wären. Also: Multikausalität. Der überlaufende See kann zudem einen Bauernhof wegschwemmen – immer noch Multikausalität. Dass dabei ein grosser Balken die Leitkuh erschlägt ist schon wieder Teil einer Kausalkette.
Kausalität als menschliches Bedürfnis
Seit jeher strebt der Mensch nach Determinismus – nach der gefühlten Sicherheit, das seine Wirkung immer von einer Ursache ausgeht. In der Politik führt das zu den wildetsten Argumenten (vor allem weil die Deppen Korrelation und Kausalität verwechseln). Sowohl in der Philosophie als auch in der Wissenschaft dreht sich fast alles um Kausalitäten. Der Mensch tut sich unglaublich schwer damit, etwas als gegeben hinzunehmen und ihm keine Ursache zuzuschreiben – “ist halt so” zu denken ist nicht grade die Stärke des Menschen. Wir suchen immer nach Gründen (Ursachen) – und zur not basteln wir uns welche, die dann zwar vielleicht Korrelationen aber ganz sicher keine Kausalitäten sind.