Um es gleich zu Anfang klar zu sagen: Fokusgruppe und Gruppendiskussion ist nicht das Gleiche! Ist es nicht. Die Fokusgruppe kann als Form der Gruppendiskussion bezeichnet werden (klar: sind ja auch mehrere Personen anwesend), ist damit aber nicht gleichzusetzen. Wer also Gruppendiskussion und Fokusgruppen gleichstellt, hat weder vom Einen noch vom Anderen wirklich grosse Ahnung.
Die Anfänge
Die Methode der Fokusgruppen stammt aus den USA, Robert K. Merton – eigentlich Robert Schkolnick – (amerikanischer Soziologe, 1910 – 2003) entwickelte diese Form der Befragung und prägte auch den Begriff „focus group“. Übrigens, aber das nur nebenbei, er prägte auch die Begriffe „selbsterfüllende Prophezeiung“ und „Rollenmodell“, natürlich auf englisch.
Merton setzte die Methode erstmals während des zweiten Weltkrieges ein, um über Moralvorstellungen amerikanischer Soldaten mehr und intensivere Erkenntnisse zu erhalten.
Das Prinzip
Das Prinzip der Fokusgruppen basiert auf den Elementen Offenheit, Kommunikation, Vertrautheit und Reflexivität – es handelt sich also um ein Gespräch innerhalb einer Gruppe, die sich grundsätzlich wohl gesonnen ist, aber nicht um eine Realgruppe (Realgruppe = Gruppe von Leuten, die sich kennt). Dieser Gruppe werden offene Fragen gestellt, allerdings nicht willkürlich, die Fragen folgen vielmehr einem ziemlich strengen und strikten Leitfaden – es handelt sich also um teilstandardisierte Interviews bzw. Befragungen.
Die Teilnehmer wissen bei einer Fokusgruppe, worum es geht, es werden sowohl Einzel- aus auch Gruppenaussagen erfragt und ausgewertet.
Der Zweck
Fokusgruppen sind dann sinnvoll, wenn sich eine Idee im Entwicklungsstadium befindet, wenn neue Ideen entwickelt werden sollen, wenn Konzepte erstellt oder hinterfragt und wenn persönliche Motivationen abgefragt werden. In der Marktforschung also immer dann, wenn das Produkt noch nicht auf dem Markt ist – Fokusgruppen sind klassische Pre-Test-Methoden. Und: sie sind qualitativ! Und primär!
Wer eine Fokus-Gruppe als Post-Test einsetzt, der wirft sein Geld im hohen Bogen zum Fenster hinaus – vollkommen dämliche Entscheidung.